selbstloses darbieten – yajña

Unser Geben, unser Tun wird zum selbstlosen Darbieten, yajña, wenn es uns gelingt, die Schönheit eines großen Musters zu sehen, während wir die geschliffene Muschel aus der Hand geben und an dem passenden Kreuzungspunkt des Lebensornaments ablegen.

Wenn Selbst alles ist und alles Selbst ist, dann ist alles Geben auch ein Geben an sich selbst. Denn wohin sonst könntest du da etwas geben, wenn nicht an dich selbst?

„Alle Wesen im eigenen selbst und das eine Selbst in allen Wesen erkennt, wer im Yoga verwurzelt ist“ Bhagavad Gītā 6.29

Foto: privat

zeitlos

Das Jetzt als das Undenkbare. Die Reduktion der Zeit, die in das Undenkbare führt, den Geist in das Rätsel führt wie näher und näher heran an eine Wand. Eine Wand, die keine ist. Eine Wand aus solidem, gewachsenem Fels. Senkrecht aufragend, granitgrau, nach Mineral riechend, lebendig, gefüllt mit Spuren, Erinnerungen, mit Lebenssediment. Dicht bei dieser Wand, an die Zeitlosigkeit heran gepresst, des Atems beraubt, sich hineinfallen zu lassen in diese Wand aus Nichts – und die Welt, öffnet sich, der Weltenraum öffnet sich, die Zeit öffnet sich… und die Erfahrung fließt in eine Ewigkeit hinein…

Die Auflösung der Zeit ins Jetzt. Das Eintauchen in die Melodie – all day and night, music, a quiet, bright reed song… (Rumi). Die Erinnerung an die Dimension „Ewigkeit“, an die vierte Dimension, in der die Erinnerungskette der Ereignisse sich auflöst. Und jenseits einzelner Ereignisse bleibt dann, geklärt und rein, pure Erinnerung, die nichts als die grenzenlose Bewusstheit ist.

Und, indem das Jetzt ins fließen kommt, wird aus Tönen eine Melodie, als würde Bewusstheit Nuggets in fließendes Gold verwandeln.

Foto: privat

Staunen

Die Qualität des Staunens ist so bedeutungsvoll. Es ist die Ebene, in der etwas unerklärbar neu ist. Ohne Erklärung DA ist. Wo wir nichts erklären müssen. Nur aufnehmen und staunen. Das Licht der Sonne – nicht einmal der Begriff „Sonne“ und unsere Vorstellungen davon, sondern nur das Licht zwischen den Wolken. Nicht einmal „Wolken“, sondern Farben und Lichtungen. Und in den Aufhellungen, der gleißende Kern, das Licht. Dann, irgendwann, bahnt sich ein Strahlen hindurch durch das Dunkel, hinab auf die unermessliche Weite des Meeres. Ein Glanz huscht mit dem Wind über die Wellenkämme, löst sich auf… Bewegung, Luft, Glanz, ein Wispern, der Atem des Meeres und ein vorbei schwebender Hauch, der nur Leichtigkeit hinterläßt. Ein sanft wärmendes, schimmerndes Licht, die offene Weite zurück läßt, das Staunen vor der Unermesslichkeit und – das Glimmen von Glück im Herzen.

Foto: privat

Vor Liebe flüssig werden

Liebe, Schönheit, Freude, Bewusstheit, Wahrheit – liegen nahe beieinander und enthalten gleichzeitig in sich, was man gewöhnlich als ihr Gegenteil betrachtet. Die Schönheit eines knorrigen Baums mag unser Geist noch zu erfasssen, die Schönheit eines knorrigen Menschen bleibt unserem geprägten Geist oftmals verschlossen. Für eine Mutter ist ihr Baby immer schön. Alle Babys sind schön. Essentiell entscheidend ist die Verbindung, die Resonanz, die sich einstellt, wenn unser Geist ausgerichtet und klar und still und liebend wird („Von Liebe flüssig werden“, wie es in einem Kommentar zu Vijñāna Bhairava heißt). Hier kann Yoga einen sehr wertvollen Beitrag leisten. Es kann günstige Bedingungen schaffen und unserem Geist den Weg ebnen zu mehr Offenheit.

Foto: privat

satyam śivam sundaram

Auch während der Pandemie sich zu erinnern:

Das Leben ist

SEIN, BEWUSSTHEIT, SCHÖNHEIT
– satyam śivam sundaram –

Ein sanftes Verschmelzen.
Und die Sehnsucht nach Zartheit.

So, wie die Zartheit der Frühlingsblüte. Vier Tautropfen auf jedem der fünf rosa Blütenblätter am kalten Spätnachmittag. Sie schwingen mit dem dünnen Ast im kalten, kräftigen Wind. Das Rosa, die Tropfen, der Glanz in den Tropfen und – die Zartheit. Schwingend, dem kalten Wind zum Trotz, Zartheit und SCHÖNHEIT.

Foto: privat